Astigmatismus (gr. α [a] "nicht", στίγμα [stigma] "Punkt"), auch Stabsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung genannt, bezeichnet in der augenheilkundlichen Praxis einen besonderen Brechungsfehler des Auges. Hierbei werden die von einem betrachteten Objekt ausgehenden Lichtstrahlen nicht in einem Punkt auf der Netzhautebene gebündelt, sondern in einer Brennlinie abgebildet, was zu der Bezeichnung Stabsichtigkeit geführt hat. Ein Lichtstrahl, der parallel zur optischen Achse in den Augapfel einfällt, wird in Abhängigkeit von seiner mit der optischen Achse gebildeten Einfallsebene unterschiedlich stark gebrochen.
Beim Astigmatismus lassen sich in der Regel eine Einfallsebene mit maximaler und eine mit minimaler Brechkraft ermitteln. Hierbei führt eine stärkere Krümmung der Hornhautoberfläche zu einer stärkeren Brechkraft und eine geringere Krümmung zu einer geringeren Brechkraft. Die Differenz zwischen diesen beiden sogenannten Hauptschnitten wird als Stärke des Astigmatismus bezeichnet.
Die Stärke lässt sich entweder als Differenz der Hornhautradien oder als Differenz der Brechkraft beschreiben. Den Winkel der Einfallsebene zur Horizontalebene nennt man Achse. Bei der Refraktionsbestimmung und auf einem Brillenrezept wird das Ausmaß (Brechwert) eines Astigmatismus in Dioptrien (Dpt.) angegeben, die Art der Korrektur in Zylinder (Cyl.) und seine Position mittels seiner Achslage (Achse). Eine Radiendifferenz von 0,1 mm entspricht näherungsweise einer Brechkraftdifferenz von 0,5 Dpt.
Beim menschlichen Auge gilt ein Astigmatismus bis zu 0,5 Dioptrien lediglich als Normabweichung. Dieser kann angeboren sein oder sich erst mit der Zeit entwickeln. Astigmatismus unterliegt im Gegensatz zu axialen Brechungsfehlern wie Kurz- oder Weitsichtigkeit (Myopie bzw. Hyperopie) weniger wachstumsbedingten Veränderungen.